Wandern im AlpEN-Nationalpark Berchtesgaden

Vier wandervolle Tage rund um den Königssee

Seite enthält Werbung
Wohl jeder Wanderer und Bergbegeisterte fühlt sich von der Alpenlandschaft des Berchtesgadener Landes ganz im Südosten Deutschlands angezogen. Einmal dort gewesen, zieht es dich immer wieder in das Reich des König Watzmann.

Das Berchtesgadener Land stand schon lange auf meiner Liste, der zu erwandernden Regionen in Deutschland. Und mit diesem Mädels-Trip habe ich mir den Traum dann erfüllt. Meine Freundin Janett und ich sind im Juni 2019 für vier wandervolle Tage in die Region rund um den Königssee gefahren.

Nach knapp neun Stunden auf der Autobahn sind wir morgens um sieben Uhr an unserem Campingplatz Camping Mühlleiten angekommen. Um acht Uhr konnten wir dann einchecken und haben einen tollen Platz zwischen den Wohnmobilen bekommen, weil auf der Zeltwiese alles voll war.

Schnell die Zelte aufgebaut und dann hatten wir eigentlich vor ein Stündchen zu schlafen.

Daraus ist dann aber nichts geworden. Wir hatten nämlich nicht bedacht, als wir vor den Schützenfesten in unserer Heimat geflohen sind, dass die Bayern ihre Traditionen mit viel Herzblut leben. Die Fronleichnams Prozession, die direkt gegenüber unseres Campingplatzes an der Kirche endete, wurde von unzähligen Schüssen vor und nach dem Gottesdienst begleitet.

Ich hatte etwas Sorge, dass meine Hündin Sue vor Angst in Ohnmacht fällt.

Das Brauchtum wird in Bayern noch großgeschrieben und in kaum einer anderen Region in Deutschland hat es einen so hohen Stellenwert. Diese authentisch gelebten, Jahrhunderte alten Traditionen können Besucher an kirchlichen Feiertagen und jahreszeitlich bedingten Festen erleben. Ein absolutes Highlight sind die Almabtriebe zum Ende des Sommers, bei denen die Kühe mit den typischen farbenfrohen Fuikl geschmückt werden.

So haben wir unsere Rucksäcke gepackt und sind los gegangen in Richtung Königssee. Auf dem Weg sind wir gefühlt alle sieben Meter stehen geblieben und haben gesagt: „Guck mal, wie schön das ist!“. Das ging dann auch die ganzen Tage so weiter.

KÖNIGSSEE | MALERWINKEL | RABENWAND | KÖNIGSBACHFALL

Der Weg vom Campingplatz bis zum See ist in gut 15 Minuten zu Fuß locker zu schaffen, kann aber auch mit dem Bus zurück gelegt werden. Der große Parkplatz am Fuße des Jenner und vor dem Königssee lässt erahnen, wie voll es hier werden kann.

Sobald wir in die Gasse in Richtung der Schiffshaltestelle eingebogen waren, haben wir auch schon die, von tausenden Fotos bekannten, Schiffshütten erblickt.

Für den ersten Tag hatten wir uns vorgenommen bis zu den Naturpools am Königsbachfall zu wandern. Auf dem Weg dorthin, sind wir dann erst zum berühmten Malerwinkel gelaufen – die Aussicht von dort über den See ist wirklich malerisch, die vielen Menschen eher nicht. Also nur kurz ein Foto gemacht und weiter ging es.

Auf der Strecke zur Rabenwand wurden die Touristen dann schon weniger und auf dem Pfad zum Königsbachfall (Naturpool) sind wir nur noch wenigen Menschen begegnet. Wir hatten die Hoffnung, dass es an dem doch sehr bekannten Hotspot nicht so voll sein würde. Leider hat sich diese Hoffnung nicht erfüllt.

Nach der Wanderung, über nicht wirklich vorhandene Wanderwege, war es am Königsbachfall selber wieder relativ voll. Der Ausblick von den Naturpools über den Königssee und auf die imposante Bergkulisse ist wirklich gigantisch!

Nach einer längeren Pause, in der wir uns direkt mal einen Sonnenbrand geholt haben, ging es dann auf gleichem Wege wieder zurück zum Campingplatz.

Als wir dann wieder am Campingplatz angekommen sind, hat es auch schon angefangen zu regnen und zu gewittern. Die Zeit haben wir somit optimal genutzt. Und nach 38 Stunden wach hatten wir uns unseren Schlaf auch verdient.

KÖNIGSSEE | ST. BARTHOLOMÄ | SALET

Da Janett und ich eher zu den Frühaufstehern gehören und auch den Touristenmassen gerne entgehen, war unser Wecker auf 6:30 Uhr gestellt. Als wir losgelaufen sind, haben die Wolken noch im Tal und über dem Königssee gehangen und die Sonne kam langsam raus. Für nachmittags waren jedoch auch an diesem Tag wieder Gewitter angesagt.

So sind wir am zweiten Tag mit dem 2ten Boot einmal quer über den smaragdgrünen Königssee bis nach Salet gefahren.

Schifffahrt am Königssee

Der etwa 8 km lange und 1 km breite Königssee wird seit Juli 1909 mit Elektromotorbooten befahren. Kein Weg und keine Straße führen um den See, so dass die Boote die einzige Verbindung sicherstellen.

Die Schifffahrt Königssee verfügt über 18 Elektromotorboote, die in der eigenen Werft gebaut und repariert werden. Im Durchschnitt werden mit diesen Motorbooten 80 Passagiere pro Fahrt umweltfreundlich und lautlos über den See befördert.

Info: An Bord gibt es keine Toiletten und keine Bewirtung. Für Hunde gilt (unabhängig von Rasse und Größe) auf den Schiffen Maulkorbpflicht. So genannte Kampfhunde werden generell nicht an Board genommen.

Ich finde es ziemlich cool, dass die Boote auf dem See schon seit knapp 100 Jahren elektrisch fahren. Und die Elektromotorboote sind die einzige Möglichkeit zu den einzelnen Stationen rund um den Königssee zu gelangen – außer der Option, eine Mehrtagestour über die Berge zu unternehmen.

Das Highlight der Bootsfahrt ist wohl das berühmte Echo, welches bis in die 1930er Jahre mit Hilfe von Böllerschüssen, bis zu sieben Mal, von Berg zu Berg über den See geschickt wurde. Heute blasen die Männer oder Frauen der Bootsmannschaft das Flügelhorn, anstatt Schüsse abzufeuern, um das Echo erklingen zu lassen – was auch wesentlich romantischer ist.

Nun gut, nicht jeder kann das Horn gleich gut blasen, aber die Wirkung bleibt dieselbe.

Die Fahrt führt in zirka einer halben Stunde, vorbei an der Bedarfshaltestelle Kessel, an der wir am nächsten Tag ausgestiegen sind, zur berühmte Kirche St. Bartholomä mit ihren roten Zwiebeltürmen. Die meisten Fahrgäste sind in Bartholomä ausgestiegen und wir verließen das Boot nach weiteren 20 Minuten auf dem See, in Salet, mit nur wenigen anderen Wanderern.

SALET | OBERSEE | FISCHUNKELALM | RÖTHBACHFALL

In Salet angekommen ging es für uns dann den leichten Wanderweg Richtung Obersee und wir wurden direkt von dem menschenleeren Hotspot empfangen. Es war großartig! So ein wunderschönes Fleckchen Erde.

Die Farben und die Kulisse haben uns echt überwältigt. Ein Platz, der früh am Morgen so friedlich da liegt und im laufe des Tages von Touristen überrannt wird. Und ich kann es ihnen auch nicht verübeln, ich selber bin ja auch dort hingelaufen.

Nach ein paar Minuten, in denen wir den Obersee ganz für uns hatten, wanderten wir entlang des Ufers weiter zur Fischunkelalm. Wir konnten es kaum glauben, aber auch hier waren wir tatsächlich die ersten und einzigen Gäste – zumindest für 10 Minuten.

Auf der Fischunkelalm genossen wir dann bei einer Brotzeit und frischer Buttermich den wohl besten Ausblick überhaupt. Wir sind uns sicher: die Menschen, die auf der Alm arbeiten und leben, haben den schönsten Arbeitsplatz Deutschlands!

Gestärkt haben wir uns auf den Weg zum Röthbachfall – dem mit 470 Metern Fallhöhe, höchsten Wasserfall Deutschlands – gemacht.

Etwas mulmig war mir schon zu mute, als ich die Kühe auf der Wiese habe grasen sehen, ich hatte ja den Hund dabei. Nicht, dass mein Hund etwas macht, Sue interessiert sich nicht für Tiere die irgendwo rumstehen oder laufen. Aber wer hat nicht schon von Berichten über Kuhangriffe gelesen?

Zum Glück haben sich die Kühe genauso wenig für uns interessiert, wie wir uns für sie. Der Blick auf den Wasserfall war ein weiterer unserer „Guck mal, wie schön!“ -Momente.

Nach einer kurzen Pause, um die Landschaft zu genießen, ging es den Weg dann retour. Und dieser schöne, friedliche, ruhige Ort hatte sich plötzlich in eine Touristen-Autobahn verwandelt. Frauen mit Kleidchen und Ballerinas, Männer im Sonntagsdress und Lederschuhen, haben sich über den steinigen Weg gekämpft. Nicht ungefährlich das Ganze und die Schuhe konnten danach bestimmt in den Müll.

Und auch in der Menschenschlange an der Fischunkelalm warteten bestimmt 100 Personen.

Ich bin so froh, dass wir diese Orte ohne andere Menschen gesehen haben und ihre Magie fühlen konnten.

KÖNIGSSEE | KESSEL | GOTZENTALALM | KÖNIGSBACHALM

Nach einer durchregneten Nacht mit Gewitter hat uns ein trockener Morgen mit Nebel und Wolken empfangen.

Mit dem ersten Boot sind wird dann bis zur Bedarfshaltestelle Kessel gefahren und von dort ist unsere Wanderung zur Gotzentalalmgestartet. Aufgrund der Wettervorhersage hatten wir nur ein Zeitfenster bis zirka 14 Uhr, danach war wieder Gewitter angesagt und es ist um 15 Uhr dann auch wirklich gekommen.

Von der Bedarfshaltestelle Kessel wanderten wir hoch bis zur Gotzentalalm, ein paar Höhenmeter haben wir dabei zurückgelegt. Immer durch den Wald und zwischendurch eröffneten sich immer wieder herrliche Ausblicke über den See. Bei heißem Wetter ist die Wanderung bestimmt super, weil es im Wald schön kühl ist.

Den Wanderweg weiter den Berg hinauf zur Gotzenalm haben wir uns für den Tag allerdings gespart, da wir keine Lust hatten in das Gewitter zu kommen.

Von der Gotzentalalm ging es für uns zur Königsbachalm, wo wir eingekehrt sind. Das würden wir wohl eher nicht noch einmal machen – die Preise waren im Verhältnis zu anderen Almen ziemlich happig und die Toiletten waren ziemlich ekelig. Leider hat die Alm auch sonst einen lieblosen Eindruck gemacht.

Die Wanderung führte uns von da an fast konstant weiter den Jenner hinab bis wir wieder auf dem Parkplatz am Königssee angekommen sind.

Den restlichen Tag verbrachtenwir auf der überdachten Terrasse des Campingplatzes und spielten mit ein paar Leuten Skip-Bo, während das Gewitter über uns tobte.

WIMBACHKLAMM | WIMBACHSCHLOSS |WIMBACHGRIESHÜTTE

Für unseren letzten Tag hatten wir, eine für uns ganz besondere Wanderung, durch das Wimmbachtal geplant.

Morgens um acht sind wir in Ramsau gestartet und als erstes zur Wimbachklamm gewandert – und wir konnten es nicht glauben, wir waren die einzigen Menschen weit und breit.

Für mich war es das erste Mal, dass ich eine Klamm besucht habe. Unglaublich, welche Wassermassen dort in einem ohrenbetäubenden Getöse den Berg runterkommen. Die Wimbachklamm am Fuße des Watzmann ist absolut beeindruckend und wunderschön.

Für einen Eintrittspreis von 2,50 € kannst du den knapp 200 Meter langen Weg über die Brücken und Stege wandern.

Was ist eine Klamm?

Voraussetzung für die Entstehung einer Klamm ist hartes Festgestein, durch das sich ein fließendes Gewässer über vielen Jahrtausende hindurch eine tiefe Schlucht in das Gestein schneidet.

Eine Klamm ist somit ein in Festgestein eingeschnittenes, schmales Tal mit teilweise überhängenden Felswänden, welches von einem Fluss oder Bach durchflossen wird. In einer Klamm fließt das Wasser stellenweise und besonders zur Schneeschmelze oder nach Starkregen sehr reißend und birgt die Gefahr eines schnellen Pegelanstiegs.

Viele Klammen wurden durch Stege, Brücken und Stollen für Besucher begehbar gemacht.

Nach dem wir die Klamm durchquert hatten, ging es weiter den Wimbach entlang bis hinauf zum Wimbachschloss.

Wer hier ein Schloss erwartet, wird es nicht finden. Aber eine ehemalige Jagdhütte, welche heute ein Wirtshaus mit absoluter Liebe zum Detail, grandiosem Essen und tollem Personal ist, dürfte jeden entschädigen. Deshalb stand für uns nach der Brotzeit fest, wir kommen zum Mittagessen wieder!

Vom Wimbachschloss aus wanderten wir noch mal die gleiche Strecke weiter hinauf bis zur Wimbachgrieshütte. Die Tour durch das Wimbachtal ist wirklich spektakulär. So empfinde ich es zumindest. Ich habe auch schon von Menschen gehört, die die Wanderung als für das Auge reizlos empfunden haben. Das kann ich wirklich nicht verstehen.

Oben an der Hütte hatten wir dann knapp 8,3 km und 690 Höhenmeter hinter uns, die es nun wieder retour zu gehen galt. Die Wimbachgrieshütte ist eine Berghütte mit Übernachtungsmöglichkeiten und wird von vielen Wanderern angesteuert. Die Preiselbeer-Buttermilch dort, ist übrigens sehr zu empfehlen.

Bergab sind wir dann über das Griesbett des Tals gelaufen und noch mal zum Mittagessen im Wimbachschloss eingekehrt.

Diese Wanderung war ein perfekter Abschluss unseres Mädels-Trips ins Berchtesgadener Land. Und wir haben nicht nur den schönsten Arbeitsplatz Deutschlands, den höchsten Wasserfall, die sattesten Grüntöne gefunden, sondern auch unser Herz verloren.

Am liebsten würde ich direkt wieder meine Wanderschuhe schnüren. Du auch? Erzähle uns in den Kommentaren, wohin deine nächste Wanderung geht und besuche uns gerne bei Instagram.

Gefällt's dir? Merk's dir!

5 Gedanken zu „Alpen-Nationalpark Berchtesgaden: Tipps für deinen Wanderurlaub am Königsee“

  1. Was für ein toller Beitrag, geschrieben mit ganz viel Herz. Dieses Ziel steht jetzt auf jeden Fall auf meiner Reiseliste. Danke ihr beiden für die tolle Arbeit die ihr macht!

    Antworten
    • Hi Laura,
      vielen Dank für die lieben Worte!
      Unsere Beiträge kommen alle von Herzen und wir freuen uns, dass es auch so bei dir ankommt.

      Das Berchtesgadener Land ist eine traumhafte Urlaubsregion und wir sind überzeugt, dass du genau so begeistert sein wirst.

      Wir wünschen dir einen schönen Abend,
      Aurica & Torsten

  2. Ein richtig toller Beitrag! Für uns geht es dieses Jahr im August (hoffentlich) auch an den Königssee, und nach dem Lesen habe ich jetzt noch mehr Lust drauf. Danke für die Inspiration und die vielen Tipps! 🙂
    Liebe Grüße, Vivien

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Anzeige

Deutschlands coolste Mikroabenteuer

Entfliehe deinem Alltag und entdecke Deutschland auf 120 Mikroabenteuern. Zwischen dem Wattenmeer im Norden und den hohen Gipfeln im Süden gibt es so viel zu erleben.